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Liquiditäts-Check und Maßnahmen für Unternehmen in der Krise

Liebe BDS-Mitglieder und Gewerbetreibende,

 

Staat und Land haben einen Rettungsschirm gespannt. Uns Gewerbetreibenden ist klar, dass das zwar eine Hilfe ist, die aber bereits bei etwas genauerer Betrachtung hinten und vorne nicht reicht. Gewerbetreibende, die über keine (ausreichenden) Rücklagen verfügen, sind besonders betroffen. Für alle empfehle ich, gerade in der aktuellen Situation das eigene Gewerbe kritisch auf den Prüfstand zu stellen. Das Ende der Krise ist heute nicht absehbar. Es gilt, Vermögen abzusichern und kein gutes Geld schlechtem hinterher zu werfen. Deswegen sollte neben der Option, die (nicht ausreichenden) staatlichen Hilfen anzunehmen verbunden mit einer Vergrößerung der Verschuldung des eigenen Betriebes, auch die bestehenden Möglichkeiten einer Sanierung in Betracht gezogen werden. Die Insolvenzordnung ermöglicht bei Sanierungsfähigkeit und -würdigkeit des Unternehmens die Möglichkeit der Eigenverwaltung. So können Liquide Mittel nicht nur geschützt, sondern im Rahmen der bestehenden Gesetze sogar erhöht werden, so dass das Gewerbe / Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen kann. Auch eine Insolvenz und spätere Neueröffnung des Gewerbes sollte man nicht von vorne herein ausschließen.

Da die Situation des einzelnen Gewerbetreibenden höchst individuell ist, biete ich Ihnen an, mich diesbezüglich zu kontaktieren. Wir besprechen Ihre Situation und die bestehenden Möglichkeiten; ich helfe Ihnen gerne weiter.

Gerne können Sie diese Informationen an betroffene und/oder interessierte Gewerbetreibende weiterleiten.

 

Die Kurzfristigkeit und Heftigkeit der Auswirkungen der Corona-Krise hat viele überrascht. Durch die Maßnahmen der Regierung ist dem Einzelhandel, mit Ausnahme des Lebensmitteleinzelhandels, der Stecker gezogen worden.

Das Wichtigste ist, jetzt weiterhin planvolles Handeln zu gewährleisten. Betroffene Unternehmen müssen für die nächsten Wochen und Monate ein Grobkonzept aufsetzen, das die erwartete Entwicklung - gegebenenfalls in Szenarien - abbildet. Auf dieser Basis ist dann zu entscheiden, was zu tun ist. Dabei müssen sowohl das kurzfristige Überleben, aber auch die mittelfristige Entwicklung im Auge behalten werden. Beides besitzt höchste Priorität!

Folgende Punkte der Liquiditätsplanung und -sicherung sollten im Rahmen eines Grobkonzepts mindestens berücksichtigt werden.

  • Geld zusammenhalten
  • Ehrliche Liquiditätsplanung
  • Alle nicht notwendigen Ausgaben streichen inkl. Investitionen
  • Mit Lieferanten über längere Zahlungsziele verhandeln
  • Lager abbauen
  • Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern

Beantragung von Krediten

  • Über die Hausbank
  • Factoring
  • Über staatliche Institutionen aus dem Corona-Fonds
  • Auf Basis eines Grobkonzepts, das Bedarf und Refinanzierung zeigt

Sprechen Sie mit Ihrer Hausbank! Insbesondere die regional tätigen Banken bemühen sich um ihre Kunden. Vor der Aus- bzw. Weiterreichung von KfW-Darlehen erfolgt eine Prüfung. In der Regel wird eine positive Fortführungsprognose verlangt. Da die Dauer der Krise nicht absehbar ist, ist es schwierig, eine solche Prognose aufzustellen. Stellen Sie sich dieser Problematik und nehmen eine Ablehnung oder auch nur Verzögerung in Ihre Gesamtbetrachtung der Lage mit auf! Berücksichtigen Sie auch, ob Sie in der aktuellen Situation weitere Sicherheiten für Ihr Unternehmen stellen wollen oder können.

Darüber hinaus sollten auch folgende Punkte angegangen werden, sofern Sie davon betroffen sind:

Aktives Kundenmanagement

  • Offene und aktive Kommunikation mit den Kunden über ihre und deren Situation
  • Nicht warten, bis diese sich melden
  • Auftragsgrößen, Liefertermine und Konditionen mit den Kunden nachverhandeln
  • Produkte und Dienstleistungen modifizieren z.B. Web-Seminare anbieten

Alternative Lieferketten aufbauen

  • Rechtzeitig nach alternativen Lieferanten suchen (z.B. Europa statt Asien)
  • Schulung des Einkaufs
  • Auftragsgrößen, Liefertermine und Konditionen mit den Lieferanten nachverhandeln

Kapazitäten runterfahren

  • Schichten reduzieren
  • Einführung von 2- oder 3-Tageswoche
  • Abschalten von Fertigungslinien

Vorausschauendes Mitarbeiter-Management

  • Kurzarbeit
  • Homeoffice-Regelungen
  • Bildung von sich vertretenden, aber unabhängigen Arbeitsgruppen oder kompletter Organisationseinheiten (Team A und Team B), die rollierend im Büro oder im Homeoffice arbeiten
  • Ausnutzung und Neuverhandlung von Arbeitszeitkonto-Regelungen
  • (unbezahlter) Urlaub

 

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Harald Dinter

- 1. Vorsitzender -

Bund der Selbständigen – Gewerbeverband Bayern e. V.

Ortsverband Schongau

 

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